Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ will die regionale Baukultur in den Blick nehmen – nicht nur in historischer Perspektive, sondern vor allem im Hinblick auf kreative, nachhaltige Ideen für alternative Bau- und Wohnprojekte – und Fragen diskutieren wie:
Bruchbude oder schützenswertes Baudenkmal: Wieviel ist uns ein historisches Gebäude wert?
Aufgeben oder aufwerten: Wie sehen gelungene Sanierungen und Umnutzungen aus?
Heute schon an Morgen denken: Wie kann nachhaltiges Bauen gelingen?
Mehr als vier Wände: Baukultur vom Vorgarten bis zur Hintertür
„My home is my castle“ oder Wieviel Gemeinschaftssinn braucht ländliches Bauen?
Einer für Alle: Hat Ihr Dorf noch einen Gemeinschaftsraum?
Mit dem Museumsdorf Cloppenburg – Niedersächsisches Freilichtmuseum wurde am Himmelfahrtstag 1936 das erste zentrale Freilichtmuseum Deutschlands eröffnet. Entstanden aus der privaten Initiative eines Cloppenburger Studienrats fungiert das Museum heute als überregionale Bildungs- und Forschungseinrichtung zur Kultur- und Landwirtschaftsgeschichte des Landes Niedersachsen. Wer etwas über nordwestdeutsche Bau- und Wohnkultur vergangener Jahrhunderte erfahren möchte ist hier richtig, wie die alljährlich rund 250.000 Besucher, die das Museumsdorf aus Nah und Fern anzieht.
Alte Häuser gehören ins Museum oder abgerissen, so lautet oft das Urteil, wenn über die Zukunft historischer Gebäude diskutiert wird. Zweifelsohne ist die Musealisierung von Bauwerken eine Möglichkeit, sie als anschauliche Belege für historische Arbeits- und Handwerkstechniken, für Leben und Wirtschaften früherer Generationen zu bewahren. Aber ist es wirklich die einzige Alternative zum Abriss? Der Platz in Freilichtmuseen ist begrenzt, nur wenige beispielhafte Bauwerke können mit hohem finanziellen und logistischem Aufwand dorthin verbracht werden. Und wollen wir unseren Kindern das Geburtshaus der Großmutter wirklich im Museum zeigen?
Gehören Häuser mit Geschichte nicht wie alte Bekannte zum Ortsbild, zur Dorfgemeinschaft?
Die Gaststätte, in der so manche Familienfeier begangen worden ist, das Schulhaus mit den knarzenden Holztreppen, die Scheune gleich am Ortseingang? Wer die Liebe zum Objekt entdeckt und es an Ort und Stelle bewahren will, findet Rat und Unterstützung durch Einrichtungen der Denkmalpflege, versierte Architekten und gemeinnützige Vereine, die sich dem Erhalt historischer Baukultur verschrieben haben. Kreative Sanierungen und innovative Umnutzungsideen sind nicht nur ressourcenschonend, sondern erhalten auch ein Stück regionale Geschichte und Identität – ein oft unterschätzter Mehrwert.
Wirtschaftlich starke Regionen sind nach außen hin oft durch eine Fülle von Bauprojekten im kommunalen wie privaten Bereich erkennbar. Die Ausweisung von immer neuen Gewerbeflächen und Baugebieten wird zur alltäglichen Herausforderung für Bau- und Landesplanung, urbane Vorstellungen von Innovation und Individualität werden in die Region getragen. Aber wo bleibt da die ländliche Baukultur? Braucht sie nicht eigene Regeln, mehr gemeinschaftliche Verantwortung als individuellen Gestaltungswillen, mehr Rückkoppelung an Bautraditionen, typische Materialität und damit regionale Identität?