Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ fragt nach religiösen Mentalitäten und Prägungen unter historischen und gegenwärtigen Gesichtspunkten, aber auch nach Zukunftsperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten:

Die Kirche im Dorf lassen: Brauchen wir geistige Zentren?
Glaubst Du das/was? Welche Rolle Religion und Glaube in unserem Alltag spielen
Kirche, Tempel und Moschee: Wie gelingt das Neben- und Miteinander der Religionen?

Die Geschichte des Oldenburger Münsterlandes ist eng verwoben mit kirchengeschichtlichen Prozessen und Aushandlungen, regionale Identität damit auch stark geprägt von religiösen, ja konfessionellen Mentalitäten.

Was bedeuten uns religiöse Zeugnisse heute noch?

Die Christianisierung des Gebiets westlich der Hunte begann bereits im 8. Jahrhundert unter Karl dem Großen, unter anderem vom Missionssprengel Visbek aus. Stark katholisch geprägt wirkte die Reformation des 16. Jahrhunderts hier nur rund 70 Jahre, bevor die Region unter die geistliche Oberhoheit des Bischofs von Münster fiel und dort verblieb. Seit den 1820er Jahren ist der bischöfliche Offizial in Vechta sein ständiger Repräsentant für das gesamte Gebiet des Oldenburger Landes.

Räumlich getrennt vom Münsteraner Diözesangebiet und umgeben von mehrheitlich protestantischen Gebieten, definiert das Oldenburger Münsterland seine kulturelle wie mentalitätsgeschichtliche Eigenständigkeit bis heute über den katholischen Glauben – bildmächtig und weithin sichtbar ausgedrückt in einer Vielzahl monumentaler Kirchenbauten und traditionell gepflegter Zeichen der Volksfrömmigkeit wie Bildstöcken und Wegkreuzen.

Aber die Region erfuhr durch alle Zeiten auch immer wieder Zuzug aus anderen Gebieten, Ländern und Kulturen – von den mehrheitlich protestantischen Flüchtlingen aus Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den gegenwärtigen Migrationsbewegungen, die Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen zusammenführen. Zugleich vollzieht sich auch in den traditionellen Kirchen ein grundlegender Struktur- und Bedeutungswandel: Nicht getauft zu sein und ohne religiöse Zugehörigkeit zu leben, ist keine Seltenheit mehr. Individualität und Vielfalt spielen damit auch in puncto Religiosität eine immer größere Rolle. Doch wie wirken sich solche Entwicklungen auf das regionale und religiöse Selbstverständnis der Menschen vor Ort aus? Empfinden sie die neue Offenheit als beängstigend oder bereichernd?