Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ will die historische wie aktuelle Vielseitigkeit und Diversität der Dörfer und ihrer Bewohner in den Blick nehmen und diese charakteristische Eigenart des Lebens auf dem Land thematisieren und diskutieren in Fragen wie:

Zusammen leben: Wieviel Gemeinschaft braucht ein Dorf?
Herzlich willkommen! Wie Zugezogene das Dorfleben bereichern

Dörfer gelten vor allem in historischer Perspektive als homogene räumliche wie soziale Gebilde, die Gemeinschaft über alles stellten und Andersartigkeit mit Sanktionen belegten. Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit waren wichtige Faktoren, um die alltäglichen Herausforderungen des Lebens und Überlebens zu meistern. Obrigkeitliche Verordnungen regelten das Zusammenleben bis ins kleinste Detail, was Stabilität und Sicherheit gewährleistete, dafür aber kaum Raum für individuelle Bedürfnisse und Entwicklungsmöglichkeiten ließ.

Nicht der Ort, sondern die Menschen, die hier leben, machen das Dorf aus.

Und heute? Obwohl die meisten Menschen den Zusammenhalt in der Familie, im Freundeskreis, unter Vereins- oder Arbeitskolleg*innen als hohes Gut erachten, spielen Individualität und persönliche Freiheiten eine immer größere Rolle. Keiner muss und keiner will sich mehr sagen lassen, wie er sein Leben, sein Wohnumfeld, seine Freizeit gestalten soll. Mit diesen Widersprüchen leben auch und besonders die Menschen auf dem Land.

Denn Dörfer sind bei aller gesellschaftspolitischer Entwicklung per Definition kleinere, überschaubare Einheiten geblieben. Fremde fallen auf, Veränderungen und Neuerungen erregen Aufmerksamkeit und werden mit großer Wahrscheinlichkeit kommentiert und diskutiert. In dieser Umgebung müssen sich neu Zugezogene oder Menschen, die Wert auf ihr Anderssein legen, erst einmal zurechtfinden und einsortieren – sofern sie überhaupt dazugehören wollen. Akzeptanz und Respekt kann man wohl in jedem Fall für sich beanspruchen.

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Bei genauerem Hinsehen waren die vermeintlich so einheitlichen, auf Linie getrimmten Landbewohner aber immer schon so individuell und eigen wie moderne Menschen; das Dorf damit seit jeher auch ein Mikrokosmos von Individuen, eine bunte Vielfalt von Talenten und Träumen, ein Ort der Diversität. Kulturwissenschaftliche und soziologische Studien haben daher immer wieder vielfältige Fragestellungen zu sozialem Miteinander und sozialer Kontrolle, zur Wahrnehmung des Eigenen und Fremden formuliert – ein weites Feld.