Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ fragt nach Geschichte und Perspektive von Selbst- und Fremdbildern, nach Vor- und Nachteilen regionaler, ja lokaler Identitäten und diskutiert Fragen wie:

Wir und die Anderen – zukunftsfähige Kategorien?
Wieviel Heimat braucht der Mensch?
Lokale Identitäten als Marketinginstrument: Erkennen Sie sich wieder?

Wenn Menschen sich zum ersten Mal begegnen ist die Frage nach der Herkunft oft eine entscheidende. Über diesen Parameter wird Gleich- und Fremdheit bestimmt, bestenfalls eine erste Vertrauensebene definiert und für Gesprächsstoff gesorgt. „Sag mir, woher du kommst und ich kann mir ein Bild von Dir machen…“

Lokale Identitäten, die sich über ein „Wir sind so…“ definieren, werden oft dort bemüht, wo man Gewohntes in Frage gestellt sieht, sich neue Einflüsse und Entwicklungen bemerkbar machen. Dann gilt es scheinbar ein vertrautes ‚Wir‘ gegen ‚die Anderen‘ zu wappnen. Dies geschieht über ererbte Selbstbilder genauso wie über immer wieder neue Fremdzuschreibungen. Die Wirklichkeit liegt irgendwo dazwischen.

„Wir waren hier…“ Ein Versuch, Spuren zu hinterlassen.

Das Oldenburger Münsterland ist eine Region vielfältiger Zuschreibungen – in Verbindung mit Kirchen-, Agrar- und Regionalgeschichte, die immer wieder aufs Neue als Ursache und Ursprung regionaler Identität bemüht wird. Das Regional- und Tourismusmarketing, das aus berechtigten wirtschaftlichen Gründen nach den Alleinstellungsmerkmalen des Landstrichs sucht, tut hier ein Übriges dazu. Doch wer denkt, zwischen Dümmer See und Barßeler Tief gäbe es nur den einen Oldenburger Münsterländer-Menschenschlag, der irrt. Für weitere Ausdifferenzierungen zwischen Landkreisen, Gemeinden, Ortsteilen, Bauerschaften, ja einzelnen Straßenzügen ist genügend Phantasie und Selbstverwirklichungswille vorhanden.

Doch gerade darin, die Balance zwischen Individualität und Zugehörigkeit, zwischen Autonomie und Unterordnung zu wahren, liegt die zunehmende Schwierigkeit. Vom Land kommen und wie ein Städter leben, verwurzelt sein und weltgewandt, platt schnacken und indisch essen – der Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.