Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ will Herausforderungen und Chancen verschiedener Formen von Migration in der Region in den Blick nehmen und Fragen diskutieren wie:

Alles schon mal da gewesen? Historische Perspektiven auf Migration
Wohnung, Bildung, Miteinander: Wie kann Integration gelingen?
Ich hab Dir was mitgebracht! Wie Zuzug bereichert
„…und dann kennt man keinen mehr!“ Welche Veränderungen bringt Migration mit sich?

Ein sorgenvolles Aufstöhnen ging durchs Land als mit der großen Flüchtlingswelle im Sommer 2015 rund 1,3 Millionen Menschen nach Deutschland kamen, um Schutz vor Verfolgung oder Arbeit und Zukunftsperspektiven zu suchen. Verglichen mit den 34.000 Menschen aus den deutschen Ostgebieten, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg ins Oldenburger Münsterland kamen, allein der Größenordnung nach machbar. Doch unabhängig von absoluten Zahlen: Migration, gleich wie motiviert, ist immer eine Herausforderung – für die Neuankömmlinge ebenso wie für die Einheimischen. Kulturelle, religiöse und soziale Unterschiede erfordern von allen Beteiligen viel Offenheit, Empathie und Kooperationsbereitschaft.

Weltreise, Wanderarbeit oder Flucht – Migration hat viele Ursachen.

Doch Migration ist nicht nur im globalen Kontext von Flucht- und Vertreibung zu sehen. Gerade die Region Oldenburger Münsterland kennt eine Vielzahl von Beispielen für Wanderungsbewegungen in Geschichte und Gegenwart: Viele Münsterländer suchten vor allem im 19. Jahrhundert aus sozialen, politischen oder religiösen Gründen ihr Glück in Amerika. Heimatvereine pflegen bis heute Kontakte zu diesen ausgewanderten Familien in Übersee. Hollandgänger wiederum nannte man die Wanderarbeiter, die vom 17. bis ins 20. Jahrhundert von sozialer Not getrieben den wirtschaftlich schwachen Landstrich verließen, um saisonal als Grasmäher oder Torfstecher in den Niederlanden zu arbeiten. Heute kommen jährlich Tausende Saisonarbeiter aus Osteuropa in die inzwischen boomende Region, um bei der Spargel- und Erdbeerernte zu helfen.

(Foto: bettysphotos-stock.adobe)

Ob in der Rückschau oder bei der Bewältigung der gegenwärtigen Situation, Migration ist ein oft problembehaftetes Thema, das nicht selten voller Emotionen und Ressentiments diskutiert wird. Doch die Tatsache, dass unsere Gesellschaft in Bewegung ist, ist nicht zu leugnen. Und wir kennen auch positive Beispiele dieser Entwicklung: Das anhaltende Bevölkerungswachstum verschafft der Region im Vergleich zu anderen Landstrichen großes Ansehen. Hier angesiedelte Global Player bieten qualifizierte Arbeitsplätze, die Universität Vechta als Arbeitgeber wiederum zieht Akademiker aus den Großstädten und Studierende aus aller Herren Länder an.
Der damit einhergehende Kulturtransfer bereichert das alltägliche Leben und die Vielfalt des kulturellen Angebots.