Das Projekt „Zukunft der Dörfer“ will Bewusstsein schaffen für unser Lebensumfeld und zeigen, warum Kulturlandschaft mehr ist als nur reizvolle Kulisse – und Fragen diskutieren wie:

Wo hört Natur auf, wo fängt Kulturlandschaft an?
Wieviel Landschaft braucht der ländliche Raum, um seine kulturelle Identität zu wahren?
Welche Landschaftsbilder verbinden Sie mit Ihrer Region, Ihrer Heimat?
Braucht Kulturlandschaft institutionelle Pflege?

Blauer Himmel über endlosen Feldern und grasgrünen Wiesen mit Pferdekoppeln, weiße Wolken die sich in Seen und Kanälen spiegeln, ausgedehnte Wälder, beschauliche Flusslandschaften und artenreiche Moorgebiete – so begegnet uns das Oldenburger Münsterland zwischen Dümmer See und Barßeler Tief als Region mit „viel Grün“ in den Prospekten und Broschüren des regionalen Tourismusmarketings.

Ländliche Kulturlandschaft ohne Landwirtschaft? Kaum vorstellbar.

Ob im Harz, an der Elbmündung oder in der Toskana: Regionen definieren sich gerne über naturnahe Landschaften und darin eingebettete charakteristische Versatzstücke der Kulturgeschichte. Vereinzelte historische Bauwerke erinnern an die ‚gute alte Zeit‘ und stimmen in Kombination mit ästhetischen Naturbildern positiv. Industriegebiete, Neubausiedlungen und Autobahnzubringer passen da weniger ins Bild. Und doch prägen auch sie unser alltägliches Lebensumfeld, unsere Kulturlandschaft.

Kulturlandschaften sind mehr als ein Mosaik aus touristisch verwertbaren Glanzstücken. Sie sind lebendiger Spiegel unseres menschlichen Gestaltungswillens. Was urwüchsig, natürlich erscheint hat zumeist eine lange von Menschenhand geprägte Geschichte. Aber wer Kulturlandschaft als abgeschlossenes historisches Phänomen betrachtet, übersieht wie sehr sie von andauernden Prozessen geprägt und geformt wird, übersieht damit auch Entwicklungspotentiale und Chancen.

Kulturlandschaft ist allgegenwärtig, beeinflusst regionale Identität und Wahrnehmung und ist vielfach mit unserer alltäglichen Lebenswelt verknüpft. Die Diskussion über ihre weitere Entwicklung ist damit für die gesamte Bandbreite der Bevölkerung bedeutsam und lohnenswert: Für politische Entscheidungsträgerinnen, die mit der Entwicklung konsensfähiger Konzepte der Landes- und Verkehrsplanung betraut sind; für eine Landwirtschaft, die Kulturlandschaftspflege nicht als Hindernis, sondern als wichtige Aufgabe erkennt; für ein Tourismusmarketing, das um die Historizität und Bedeutung regionaler Besonderheiten weiß; für Museen und Bildungseinrichtungen als öffentlich zugängliche Lernorte, die Veränderungsprozesse im ländlichen Raum dokumentieren, begleiten und moderieren; vor allem aber für die Bürgerinnen vor Ort, für die Fragen der Zukunftsgestaltung und Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung sind. Wir allein entscheiden, ob wir uns mit umzäunten Landschaftsreservaten zufriedengeben oder auch hinter der Fototapetenidylle auf Vielfalt, Nachhaltigkeit und Lebensqualität setzen.