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Partizipation in Gesellschaft und Wissenschaft


Mittendrin statt nur dabei

Partizipation scheint einer der Schlüsselbegriffe des 21. Jahrhunderts zu sein. Zumindest lässt die beinahe inflationäre Verwendung des Begriffes in politischen Reden, wissenschaftlichen Abhandlungen und öffentlichen Debatten darauf schließen. Dabei ist das Prinzip so alt wie die Demokratie selbst: also mehrere tausend Jahre. Denn Partizipation meint nichts Anderes als aktive Teilnahme und Teilhabe, ein Beteiligtsein im besten Sinne bürgerlicher Rechte und Pflichten. Ob durch Wahlbeteiligung oder ehrenamtliches Engagement, als Einzelner oder gemeinsam in Vereinen, Verbänden und Organisationen – Menschen gestalten ihr Lebensumfeld.
Nach Zeiten einer allseits beklagten Individualisierung und Politikverdrossenheit werden Bürgerinnen und Bürger verstärkt aktiv, begreifen sich als mündige Mitgestalter*innen. Gemessen an den Mitgliedszahlen von Vereinen mag ehrenamtliches Engagement zwar rückläufig sein. Im Gegenzug aber bringen sich immer mehr Menschen in verschiedene Einzelprojekte und -aktionen ein – und schaffen so ein ganz neues Netzwerk zivilgesellschaftlichen Handelns.

Die Alltagspraxis, aber auch soziologische Forschungen zeigen: Wo Menschen ihre Erfahrungen und Wertvorstellungen in Arbeits- und Entwicklungsprozesse einbringen können und dürfen, übernehmen sie auch zunehmend Verantwortung für den Erfolg des gemeinsamen Vorhabens; ein Prinzip, das sich nicht nur Entwicklungshilfe und Pädagogik seit Langem zu eigen machen. Auch kommunale Politik und Verwaltung setzen auf Bürgerbeteiligung – wohlwissend, dass sich Gemeinwesen nur so nachhaltig gestalten lässt.

Aktion
Partizipation im Alltag

Im Sinne eines Wissenstransfers setzt auch die Wissenschaft zunehmend auf partizipative Methoden. Es geht nicht länger allein darum, außenstehender Beobachter oder Gutachter im Elfenbeinturm der Hochschulen zu sein. Vor allem im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich stehen vielmehr bedarfsorientierte Forschungsansätze im Fokus: Welche Themen bewegen die Menschen? Welche Fragestellungen spiegeln öffentliche Diskurse wider? Welche Kompetenzen aus nichtakademischen Bereichen können auch in Wissenschaft und Forschung von Nutzen sein?
Denn partizipieren meint – laut Duden – auch: von etwas, was ein anderer hat, etwas abbekommen. Auf diesem Prinzip des wechselseitigen Gebens und Nehmens beruhen soziale Gemeinschaften wie die Dörfer ländlicher Siedlungsräume seit jeher. Vielleicht ein Erfahrungsvorsprung, der die Zukunft der Dörfer beispielhaft werden lässt für das Miteinander und Zusammenleben im Allgemeinen?

CLL