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Lebensqualität bis ins hohe Alter? Mancherorts ein weiter Weg... (Foto: ©txakel-stock.adobe)

Wenn die Alten alt aussehen… Zu den Ergebnissen der Deutschland-Studie

„Glaube nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“ mahnt eine sprichwörtlich gewordene Redensart, die wohl manchem Südoldenburger angesichts der Ergebnisse der aktuellen Deutschlandstudie in puncto Lebensqualität für Senior*innen in den Sinn kommt. Vor allem der Landkreis Cloppenburg schneidet hier schlecht ab und belegt nur Platz 360 von bundesweit 401 Rängen beziehungsweise Platz 40 von niedersachsenweit vergebenen 45 Platzierungen.

Alte und junge Frau Arm in Arm auf einem Feldweg
Lebensqualität bis ins hohe Alter? Mancherorts ein weiter Weg…
(Foto: ©txakel-stock.adobe)

Und nun? Selbstredend kann man die Datengrundlage, auf der die Studie basiert, hinterfragen. Wer sich je mit empirischer (Sozial)Forschung beschäftigt hat, weiß um die Fehleranfälligkeit von Befragungen. Aber mal ehrlich: eine Korrektur an der ein oder anderen Stelle könnte vielleicht die konkrete Platzierung im bundes- und landesweiten Vergleich verbessern. Die grundsätzliche Tendenz des nach 20 verschiedenen Indikatoren (Bildung und Soziales, Gesundheit und Pflege, Geld und Wohnen etc.) errechneten Rankings bleibt: Im Landkreis Cloppenburg ist noch viel Luft nach oben, um auch für Menschen im ‚best age‘ und jenseits davon attraktiver Lebensraum und lebenswerte Heimat zu sein. Daran ändert auch das bemerkenswerte regionale Bevölkerungswachstum nichts – im Gegenteil: alt werden alle – alt aussehen möchte dann aber niemand!

Die Angst davor, im Alter abgehängt und einsam oder abhängig und unselbständig zu werden, spiegelt sich in zahlreichen Gesprächen, die das Projektteam „Zukunft der Dörfer“ in den vergangenen Monaten mit Senior*innen aus der Region geführt hat wider. Viele haben Sorge, dass der politische Fokus auf Bevölkerungszuwachs und Kinderreichtum vergessen lässt, ausreichend für Grundversorgung und attraktive Freizeit-, Mobilitäts- und Bildungsangebote für ältere Menschen zu sorgen. Der Stolz der Region auf die solide wirtschaftliche Lage verschweigt oft, dass die erfreulich hohen Beschäftigungszahlen nicht zuletzt dem regional großen Niedriglohnsektor zu verdanken sind. Dabei ist es vor allem die Situation älterer Frauen, die aufgrund längerer Kindererziehungszeiten kein kontinuierliches Einkommen oder nur geringfügige Beschäftigungen nachweisen können, die das durchschnittliche Einkommen für Senioren hierzulande deutlich nach unten drückt: Der Landkreis Cloppenburg fällt hier unter die letzten 10 Plätze von 401. Über drohende Altersarmut, die viele Menschen fürchten wird öffentlich aber nur wenig gesprochen. Vielleicht sollte man zur Verbesserung der Lage genau damit anfangen: Mit Betroffenen und Verantwortlichen offen über Ängste und Befürchtungen, aber auch über Ideen und Verbesserungsvorschläge sprechen. Das verbessert zwar noch nicht die ärztliche Versorgungslage oder den ÖPNV, aber ganz sicher das gesellschaftliche Klima und allgemeine Wohlbefinden.

CLL