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Selbstbestimmt Leben im Alter I: selbstgestALTER Visbek/Vechta

Ein ehemaliger Krankenhauschef, zwei junge Gerontologinnen, eine ländliche Region im Umbruch und die Frage “Wie lässt sich Älterwerden selbstbestimmt gestalten?“ Daraus entstand 2014 die Idee zur Projektgruppe selbstgestALTER, die angegliedert an die Sozialstation Nordkreis Vechta seither vorhandene Strukturen hinterfragt, innovative Konzepte erarbeitet und passgenaue Handlungsempfehlungen gibt. Ziel ist es, kommunal Verantwortliche, Vereine, Ehrenamtliche und soziale Dienstleister zu vernetzen, um den Menschen in der Region auch im Alter etwas bieten zu können. Wertvolle Erfahrungen flossen dabei aus dem 2017 in Visbek begonnenen und aus Landesmitteln geförderten Projekt „Zuhause alt werden im ländlichen Raum – ein Dorf wird aktiv!“ ein. Denn sich wandelnde Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen stellen die Kommunen vor neue Herausforderungen: Es gilt der Vereinsamung älterer Menschen entgegenzuwirken und soziale Innovationen zu schaffen, die ein zuhause Wohnen im Alter möglichst lange sicherstellen. Dies könnte zum einen stationäre Pflegeeinrichtungen entlasten, käme vor allem aber dem Wunsch vieler Menschen entgegen, die sich einen Lebensabend in vertrauter Umgebung wünschen.

Simone Israel (Zukunft der Dörfer) im Gespräch mit den selbstgestALTERinnen Sarah Bramlage und Petra Pohlmann.

Durch die Netzwerkarbeit der selbstgestALTER entstanden in den vergangenen Jahren unter anderem „Klönschnackrunden“ in fast allen Bauerschaften der Gemeinde Visbek, eine Männergruppe für gemeinsame Freizeitaktivitäten oder die Aktion „Sport vor Ort“, die Sportvereine daran erinnert, dass nicht nur Nachwuchsförderung, sondern auch Seniorenarbeit eine wertvolle gesellschaftliche Aufgabe ist. „Um Hilfe zu bitten, fällt vielen schwer.“, ist die Erfahrung der selbstgestALTER. „Aber auf dem Umweg über die gemeinsame Freizeitgestaltung haben sich schon hilfreiche Bekanntschaften, Fahrdienste und dergleichen entwickelt.“
Was solche Projekte vor allem brauchen? „Zeit!“, meinen Petra Pohlmann und Sarah Bramlage. Zeit, damit gute Ideen sich verstetigen und Netzwerke dauerhaft tragen können. Zeit, damit ältere Menschen sich öfter trauen, ihre Wünsche, Bedürfnisse und Ansprüche zu formulieren. Und vor allem Zeit, um gesellschaftliches Bewusstsein für die Thematik zu schaffen und politisch Verantwortliche zu sensibilisieren. Denn Altenhilfe ist nach Meinung der Gerontologinnen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: „Älter werden wir früher oder später schließlich alle!“

CLL