Selbstbestimmt Leben im Alter II: Beverbrucher Begegnung e.V.

Beverbruch hat rund 800 Einwohner, einen Kindergarten, eine Grundschule, eine katholische Pfarrkirche, ein Gasthaus mit Hotel, einen Supermarkt und ein Elektrofachgeschäft. Dank guter Verkehrsanbindung also durchaus ein Ort, in dem sich’s leben lässt. Nur für ältere Menschen gab es lange Zeit, abgesehen vom Seniorennachmittag der Pfarrei, kaum Angebote. Wer nicht mehr mobil war oder pflegebedürftig, drohte zu vereinsamen oder musste im Gemeindezentrum Garrel untergebracht werden.

Diese Gemengelage veranlasste den ehemaligen Gastwirt und Hotelier Otto König 2015, die Gründung des Vereins Beverbrucher Begegnung e.V. zu initiieren. Ziel war es, ein Betreuungsangebot für Senior*innen aus dem Ort und der näheren Umgebung zu schaffen – zunächst im Dorfgemeinschaftshaus, zwei Tage die Woche. Schnell weitete sich die Anlaufstelle für Senior*innen aus: Nicht mehr genutzte Lagerräume des zentral gelegenen Supermarktes konnte der Verein pachten und barrierefrei Umbauen. Seit September 2017 bieten ein großes Wohnzimmer mit Küche, ein Ruheraum und ein behindertengerechtes Bad die Möglichkeit, bis zu zehn Personen wochentags zu betreuen und zu beschäftigen. Insgesamt drei Hauptamtliche und zwölf ehrenamtliche Helferinnen stehen dafür zu Verfügung, ebenso ein von sechs ehrenamtlichen Fahrern organisierter Fahrdienst mit dem vereinseigenen Kleinbus. Der Tag, an dem das Projekt „Zukunft der Dörfer“ sich vor Ort mit den Verantwortlichen und ihren aktuell sieben Gästen trifft, ist grau und regnerisch. Aber alle sind schon früh morgens gut gelaunt und freuen sich über das Wiedersehen – wie jeden Tag beginnend mit einem reichhaltigen, gemeinsamen Frühstück.

Rituale sind wichtig: Das allmorgendliche gemeinsame Frühstück. (Foto: Beverbrucher Begegnung e.V.)

Zur Schule gegangen sind die Damen und ein Herr alle in verschiedenen Nachbarorten: Bissel, Garrel, Nikolausdorf. Aber die meisten kennen sich schon lange und freuen sich, nach vielen aktiven Jahren in der Dorfgemeinschaft auch ihren Lebensabend gemeinsam verbringen zu können. Zuhause wäre man den ganzen Tag allein – die Kinder in der Arbeit, die Enkelkinder in der Schule, kaum Ansprache und Abwechslung. Aber in der Beverbrucher Begegnung gibt es davon reichlich: Gemeinsame Essensvorbereitungen, Rätsel- und Spielenachmittage, einmal pro Monat ein „Ü 70-Frühstück“ mit Männern beziehungsweise Frauen aus dem Ort und der bei allen beliebte monatliche Besuch der Kinder aus dem Kindergarten St. Josef auf der anderen Straßenseite. Dann wird gemeinsam gesungen, gemalt, gebastelt oder einfach nur im Garten in der Sonne gesessen – die Senior*innen immer mittendrin im Leben. Nur den indischen Pfarrer, der kürzlich nach Cloppenburg versetzt worden ist, den vermissen alle. Und ihre Wünsche für das kommende Jahr? Dass man nicht so häufig wie im vergangenen gemeinsam zu Beerdigungen in die Kirche nebenan muss. Denn in dieser Dorfgemeinschaft lebt sich’s auch im hohen Alter recht gut miteinander.

CLL